Sonntag, 7. Februar 2010

Colombia

So, jetzt bin ich schon seit zwei Wochen wieder in Deutschland. Der Alltag hat mich leider wieder und ich bin noch nicht wirklich dazu gekommen mein ganzes Abenteuer zu verarbeiten. Ich habs ja noch nicht mal geschafft meinen letzten Eintrag aus Kolumbien zu schreiben. Das will ich jetzt nachholen:

Cartagena:
Nachdem mein Flieger Verspätung hat, komme ich nachts um zwei in Cartagena an. Ich schließe mich zwei Briten, nem Ami und einer Dänin an und wir teieln uns zwei Taxis. Surfboard kommt aufs Dach und die Dänin und ich müssen es die ganze Fahrt festhalten. Ich traf die Briten schon auf San Blas und dann eben in Panama City. Man trifft sich immer zweimal. Sie hatten schon ein Zimmer in Cartagena reserviert. Als wir ankommen, ist die Unterkunft voll. Die Dänin und ich schaun in die Röhre. Wir haben aber keinen Bock um die Uhrzeit noch was zu suchen, also nehmen wir das Angebot des Besitzers an, im integrierten Tattoo-Studio zu pennen. Sie auf einer Matratze auf dem Boden und ich auf dem Tisch, auf dem sonst die Leute ihre Tattoos gestochen kriegen. Überraschenderweise hatte ich echt einen guten Schlaf.
Am Tag mache ich mich dann auf, die Altstadt von Cartagena zu erkunden. Ich klettere auf den Stadtmauern herum und schlendere durch die engen Gassen dieser alten Kolonialstadt. Es gibt wirklich wunderschöne Ecken und ich komme mir vor wie im Spanien des 16. oder 17. Jahrhunderts Es ist wirklich die schönste Stadt, die ich auf meiner Reise bisher gesehen habe.





Wirklich schön ist natürlich nur die ummauerte Stadt. Mein Hostel liegt in einem äußeren Teil der Altstadt, der ein bisschen heruntergekommen ist. Hier laufen auch allerlei seltsame Gestalten rum. Nur ein paar Tage später, ich bin schon in einer anderen Stadt, höre ich von einem Kanadier eine krasse Geschichte:
Er erzählt mir, dass sein ganzes Hostel ausgeraubt wurde. Fünf bewaffnete Männer kamen rein, fesselten die Männer und brachten die Frauen in ein Zimmer und räumten dann alles aus. Von Zimmer zu Zimmer. Geld, Kameras, Laptops. Das krasse ist, dass ich eigentlich in dieses Hostel wollte. Stattdessen blieb ich in dem billigeren nur ein paar Meter weiter. Das nenn ich mal Glück.

Am Ende meiner Reise wollte ich mal was ganz anderes: Strand, Palmen und blaues Wasser :)





Der Nationalpark Tayrona. Hatte vorher gehört, dass man hier auch surfen kann. Ich musste aber feststellen, dass es nicht erlaubt war. Die Strömungen seien zu stark, sagten die Rettungsschwimmer. Ich verstand es, als ich dort war. Das Wasser ist recht wild und die Strömungen ziehen einen raus aufs Meer. In den letzten Jahren sind hier schon einige Leute einfach verschwunden und wurden auch nicht mehr an Land gespült. Naja, dann schließe ich meine Reise eben ohne surfen ab. Wellen gab es aber trotzdem. Auf der Bootsfahrt von Taganga rein in den Park. Das war heftig. Wir waren eine Stunde in einem nicht allzu großen Boot unterwegs. Es ging richtig ab. Rauf und Runter, Rauf und Runter. Der Wellengang war übel. Das Boot klatschte manchmal richtig herunter. Da kriegt man schon ein komisches Gefühl. Die anderen im Boot sahen auch nicht so glücklich aus. Aber wir habens ja alle heil überstanden. Die Belohnung war: weiße Sandstrände vor dem grünen Dschungelhintergrund.
Ich bin nur zwei Nächte dort. Und insgesamt muss ich sagen, dass es nichts besonderes war. Vielleicht hab ich einfach schon so viele schöne Dinge gesehen. Die Strände in Nicaragua oder Panama waren um einiges paradiesischer und der Dschungel hat mich jetzt auch nicht umgehauen. Vielleicht war ich aber einfach auch genervt von der Grüppchenbildung der vielen Argentinier und Kolumbianer oder von dem wenigen Schlaf, den ich bekam. Ich weiß es nicht. Dazu kommt noch, dass der Weg raus einer Tortur glich: Vollbepackt mit großem Rucksack, kleinen Rucksack und Surfbrett stiefelte ich gefühlte 4 Stunden durch den Dschungel zum Ausgang. In Wirklichkeit warens wohl nur 2, aber immerhin.



Und man kann sagen, dass meine Rückreise eigentlich schon dort begann. Am 21. Januar nachmittags. Wann war ich zu hause in Deutschland? Am 23. nachmittags. Diese zwei Tage erlebte ich mehr oder weniger im Delirium des nicht-heim-wollens gepaart mit unglaublich wenig Schlaf. Bevor ich abends meinen Flug von Santa Marta nach Bogota nahm, musste ich natürlich noch mal, vollbepackt wie ich war, durch die engen Märkte und nach Mitbringseln Ausschau halten. Als ich dann halb zusammenbrach, schnappte ich mir das nächste Taxi und fuhr zum Flughafen. Viel zu früh, aber egal. Bis um Zwölf Uhr nachts wartete ich auf meinen Flug nach Bogota. In Bogota angekommen, suchte ich mir eine kleine Ecke in den großen Wartehallen und machte mir mein Lager für die Nacht. Mein Flug ging ja erst um 10 Uhr morgens. Mein Rückflug nach Deutschland war also noch nicht mal gestartet und ich war schon so gerädert wie nach zwei Flügen. Ich weiß schon gar nicht mehr wie lange ich gebraucht habe, bis ich wieder in Frankfurt war. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Umsteigen in Atlanta und in Paris und ankommen im eiskalten Deutschland. Und kaum in Deutschland am Samstag angekommen, beginne ich auch schon am darauffolgenden Montag ein Praktikum...
Der Alltag hat mich wieder

Dienstag, 19. Januar 2010

Kuna Yala








Wer wollte nicht schon immer mal auf einer einsamen Insel sein. Sonne, weisser Strand, Palmen und tuerkises Wasser runderhum. Ich bin auf einer der 400 San Blas Inseln und geniesse es in vollen Zuegen. Einfach mal nichts tun. Kein surfen, kein Busfahren, kein reisen, kein Laerm. Natuerlich bin ich nicht der Einzige hier. Ganz so einsam ist es dann doch nicht, aber das waere ja auch langweillig. Ausserdem gibt es hier genug Maedels in Bikini. Die Insel ist nicht groesser als ein Fussballfeld. Und auf ihr stehen lauter kleine Bambushuetten zum schlafen. Ich komme mir vor wie Robinson Crueso.
Das interessante ist noch dazu, dass auf dieser Insel zwei Familien der einheimischen Kuna leben. Ihnen gehoert diese Insel und sie sind es, die uns erlauben hier zu bleiben. Die Kuna sind die indigene Bevoelkerung dieser knapp 400 Inseln und sie leben hier in voelliger Autonomie und Selbstverwaltung. Sie sprechen ihre eigene Sprache und die Frauen tragen eine traditionelle Kluft. Eine bunte Tracht mit vielen Ringen an Armen und Beinen.
Es ost echt traumhaft hier. Leider bin ich nur zwei Naechte auf der Insel bevor ich zurueck nach Panama City muss. Mein Flug nach Kolumbien geht am Abend...

Samstag, 16. Januar 2010

Bocas

Es gab so viel zu tun in Bocas, da hatte ich kaum Zeit etwas zu schreiben oder Bilder zu machen. Natuerlich kann man hier surfen. Aber es gibt genuegend Inseln zu erkunden, schnorcheln, Delphine beobachten oder einfach nur Party machen. Es verschlaegt viele Backpacker hierhin und das schon seit Jahren. Es ist ein guter Ort, um mal vom Reisen wegzukommen. Es gibt hier lustige Hostels. Eines davon heisst Mondo Taitu. Mehr Bar als Hostel. Denn die Leute, die dort hingehen, wissen, dass hier jede Nacht gefeiert wird. Man trifft dort wirklich jeden. Die Surfer aus Kalifornien, die amerikanischen College-Kids, die Israelis, die gerade aus der Armee kommen oder auch die 60-jaehrigen Schweizerinnen, die ihre Pina Colada geniessen. Ich war in einem weniger Partyzentrierten Hostel namens Heike. Genauso funky aber ohne Party jeden Abend. Man kann ja zum feiern auch woanders hingehen.
Junge, junge, aber die Wellen in Bocas sind nichts fuer schwache Nerven. An meinem ersten Tag treffe ich vier Surfer-kids aus San Diego. Da man ueberall hin ein Taxi oder ein Wassertaxi braucht, schliess ich mich den Jungs an. Es geht zu einem Beachbreak, Bluff heisst er. Ich bin schon voller Vorfreude. Die Ernuechterung kommt bald. Die Welle bricht zwar am Strand aber eben direkt am Strand, also Shorebreak. Mit so einer Wucht, dass sie wie ich spaeter sehe dafuer bekannt ist, Boards zu brechen. Die Jungs meinen nur so nebenbei, dass sie gestern 2 Boards gebrochen haben. Warum also nochmal herkommen, frage ich sie. Wegen der Barrel, sagen sie. Eine Barrel ist sozusagen einen ziemlich hohle Welle, die den Surfer von allen Seiten umgibt. Nur nach vorne natuerlich kann der Surfer entkommen. Ich hatte das noch nicht so richtig und ich glaube, wenn man es noch nicht erlebt hat, dann kann man nicht nachvolziehen warum 5 Sekunden Barrel ein gebrochenes Board Wert sein sollen. Die Jungs haben in den Tagen insgesamt 4 Bretter geschrottet. Naja, mir waren die Wellen zu krass.
Am Nachmittag dann, gehe ich mit ein paar Spaniern raus auf ein Reefbreak. Sprich unter der Welle sind nur Steine und Riff. Die Welle ist aber so umkaempft, dass ich als Neuling kaum Chancen habe. Ein lehrreicher aber frustierender Tag. Am naechsten Tag schliesse ich mich wieder den Ami-Jungs an. Sie wollen zu einem anderen Beachbreak. Das hoert sich doch gut an. Nachdem uns das Wassertaxi auf der Nachbarinsel abgesetzt hat, waten wir eine halbe Stunde durch den schlammigen Dschungel, um am Wizard Beach anzukommen. Die Wellen krachen nur so herein. Ich folge den Jungs mit Muehe ins Line-up. Es dauert ewig. Eine Welle nach der anderen bricht vor oder ueber mir ein. Als ich dann draussen bin bereue ichs auch schon. Ich sehe wie riesigen Wellenwaende langsam naeher rollen. Ich paddele um mein Leben und schaffe es ueber die Monster hinaus. Mein Herz schlaegt 180 und ist mir gehoerig in die Hose gerutscht, als ich diese 4 Meter Riesen gesehen habe. Das Problem ist, man kann sie natuerlich reiten. Dafuer muss man aber in der richtigen Position sein. Wenn man das nicht ist und quasi zu weit innen, also Richtung Strand, dann kann man nur auf seine Tauchqualitaeten setzen. Und wenn ein Set kommt, also eine Abfolge von Wellen, eine nach der anderen, dann kannst du nur hoffen, dass du nicht zu viel Wasser schluckst. Als es sich dann beruhigt hat, kriege ich ein paar Wellen. Aber insgesamt ist es doch recht heftig. Am Nachmittag habe ich dann endlich meine erste richtig gute Session. Am Black Rock, einem kleineren Reefbreak sind die Wellen richtig gut. Schulterhoch und nicht zu kraftvoll, genau richtig. Ich surfe bis zum Sonnenuntergang. Bocas ist insgesamt echt nur was fuer Surfer mit Erfahrung. Frage mich warum die ueberhaupt Anfaenger-Kurse anbieten...
Was ich hier gar nicht erwartet habe, war REGEN. Die letzten 2 Tage hat es ununterbrochen geschuettet. Wirklick non-stop. An surfen war gar nicht zu denken, da die See viel zu unruhig war. Also verbrachte ich meine Zeit mit Spanisch sprechen, mit anderen Leuten rumbloedeln und lesen. Am letzten Tag sollte dann der Monster-Swell kommen, 12 Fuss, ca 5 Meter. Leider hab ich davon nichts gesehen und die anderen Surfer meinten auch, dass es zwar gross war, aber nicht riesig. am 12.Januar gings dann mit dem Nachtbus in die Hauptstadt nach Panama City. 10 Stunden in uebelster Kaelte, dank der dauernd droehnenden Klimaanlage. Trotz langer Hose, T-shirt, Sweatshirt und Softshell-Jacke hab ich mir ne Erkaeltung geholt.
Ich kam morgens um 5 mit einer Menge anderer Backpacker in Panama City an und schloss mich ein paar Leuten an. die zum selben Hostel fuhren. Luna's catle. Ein funky hostel dessen Ruf ihm schon vorauseilt. Wir flacken erstaml auf den zich Couchs, um die Reisestrapazen zu verdauen. Nur um spaeter zu erfahren, dass es keine freien Zimmer mehr gibt. Ich stelle mich schon drauf ein, auf einem der Sofas zu pennen, als doch noch was frei wird. Das Hostel vibriert voller Leben. Es ist riesig, mit grossen Schlafsaelen. Is ne coole Atmosphaere.
Den Tag verbringe ich damit die Umgebung, das Casco Viejo, zu erkunden und natuerlich den beruehmten Panamakanal zu bestaunen. Komme gerade rechtzeitig, als zwei Schiffe hindurchfahren. Nettes Schauspiel, wie diese riesen Ozeandampfer langsam in den Schleusen auf das richtige Wasserlevel gesenkt werden.

Next Stop SAN BLAS ISLANDS

Freitag, 8. Januar 2010

End of the Road



Das Rauschen der Wellen hat fast schon eine hypnotische Wirkung. Waehrend oben in den Baumwipfeln die Bruellaffen herumspielen, geniesse ich in meiner Haengematte die Ruhe und Einsamkeit dieses Ortes. Naja, nicht ganz einsam. Ein paar Leute hat es auch hierher verschlagen. Hier, ist im aeussersten Suedwesten Costa Ricas, an der Pazifikkueste. Ein paar Kilometer entfernt von Pavones, dieser sagenumwobenen Welle. Es ist ein Traum fuer jeden Backpacker oder Surfer. Unter riesigen Palmen gelegen, blicke ich auf den weiten Ozean hinaus und beobachte, wie die Wellen brechen. Ich kann quasi von der Haengematte ins Wasser springen oder mein Brett schnappen und die Wellen direkt vor der Haustuer reiten. Und das alles umgeben von Palmen, Pflanzen und Wasserfaellen. Die Strasse, die hierher fuehrt endet genau vor unserer Haustuer. Sackgasse jetzt, ne.


Ich weiss, ich habe das Wort Paradies schon das ein oder andere Mal benutzt. Aber hier hat es seine wahre Berechtigung. In Santa Teresa waren dann doch zu viele Leute im Paradies, und vor allem zu viele Italiener in meinem Hostel. Hab in der Zeit mehr italienisch als spanisch gelernt. Hier dagegen schlaegt es kaum eine Menschenseele hin. Kein Wunder, der Weg ist auch relativ weit und antrengend. Ich brauchte alleine von Santa Teresa einen Bus, ein Flugzeug, eine Faehre und nochmal einen Bus. Man kann es aber auch einfacher machen. Ich hatte aber meinen Flug schon gebucht, da ich zuerst in den Corcovado National Park wollte. Das stellte sich aber komplizierter und teurer raus als gedacht. Naja, vielleicht ein anderes Mal.


Bis zur naechsten groesseren Stadt sind es von hier 3 Stunden mit dem Bus auf einer richtig schlechten Schotterpiste. Ich glaube jetzt kann ich wirklich sagen: Ich bin am Arsch der Welt. Kein Internet, kein Fernsehen, kein Geldautomat, keine Partys. Das einzige, das jetzt noch fehlt sind Wellen. Die haben sich aber auch nicht mehr richtig sehen lassen, so das ich schweren Herzens weitergezogen bin. Zudem hatte ich jetzt auch noch Probleme mit meiner Kreditkarte. Der Automat hat sie einfach verschluckt. Hab sie jetzt wieder, aber trotzdem, scheiss DKB. Wuerde zu lange dauern, um die ganze Geschichte zu erzaehlen. Hab sie jetzt wieder und hoffe auch, dass sie funktioniert.
Jetzt bin ich mittlerweile in Panama, genauer in Bocas del Toro, an der Karibikkueste. Hier gibts Wellen, und zwar zo richtig. Es sind 10 Fuss angesagt. Das wird ein Spass. War auch mal wieder recht krass, um hierher zu kommen. Im Detail: 4 Stunden huepfende Busfahrt auf einer Schotterpiste von Pavones nach Golfito. Dort Kreditkartenprobleme loesen. Danach Bus zur Grenze. Dauert eigentlich 2 Stunden. Wir hatten aber einen kleinen Unfall. Der Bus stoppte und es sind natuerlich schoen zwei Autos hinten drauf gefahren. Alle haben nur rumgegafft. Hab mir dann ein Taxi fuer die letzten 30 km genommen. Nach Grenzgeschiss mit einem schoen klimatisierten Kleinbus in die naechstgroessere Stadt, nach David. Also jetzt in Panama. Hier sofort in den naechsten Bus Richtung Norden, nach Changuinola an die Karibikkueste. Schoen 5 Stunden unterwegs ueber Berg und Tal. Und letztendlich noch ein Wassertaxi nach Bocas del Toro. Langer Tag, sag ich nur. 15 Stunden war ich unterwegs....

Donnerstag, 31. Dezember 2009

ein anderes Paradies





So, jetzt bin ich in Costa Rica. Schon seit ein paar Tagen, aber mein strenger Zeitplan hier laesst es nicht zu, so oft ins Internet zu gehen. Jeden Tag surfen und am Strand liegen ist eben ziemlich anstrengend. Es hat mich auch ganz schoene Strapazen gekostet um hierher zu kommen. 15 Stunden war ich unterwegs, 4 Busse und eine Faehre. Aber es hat sich gelohnt. Von einem Paradies ins naechste. Nur ist hier alles ein bisschen teurer, besser entwickelt, mehr Leute und eben touristischer. Aber dennoch ein kleines Paradies mit guten Wellen, gruenen Palmen, weissen Straenden und halbnackten Maedels, was will man mehr...
Heute wird schoen ins neue Jahr reingefeiert. Ach ja: Ich wuensch allen n gutes neues Jahr.
schon am 2. Januar gehts bei mir weiter Richtung Sueden. Zu einer der laengsten Wellen der Welt, Pavones. Bin schon ganz heiss.
Adios und bis bald

Freitag, 25. Dezember 2009

Feliz Navidad

FROHE WEIHNACHTEN


Montag, 21. Dezember 2009

Historia Historia

Nachdem ich in Masaya das lokale Kunsthandwerk bestaunt und ein paar Kleinigkeiten auf dem beruehmten Markt gekauft habe, bin ich jetzt in der alten Hauptstadt Leon. Hier schlaegt das kulturelle Herz des Landes. Beruehmt ist die Stadt fuer die erste Universitaet des Landes, das studentische Leben, den Dichter Ruben Dario und fuer die zweitgroesste Kathedrale in ganz Lateinamerika.



Und natuerlich nicht zu vergessen, die unzaehligen Vulkane in der naeheren Umgebung. Es sollen 21 sein, von denen auch noch ein paar aktiv sind. Aber nach meiner Vulkanbesteigung in Ometepe hat es sich erst mal ausvulkanisiert. Es gibt auch so genug zu entdecken hier. Denn Leon ist fuer die Geschichte Nicaraguas und Zentralamerikas eine bedeutende Stadt. Nach der Unabhaenigkeit von den Spaniern war Leon die erste Hauptstadt fuer ganz Zentralamerika und spaeter war es dann auch die Hauptstadt Nicaraguas. Doch da Granada die ganze Seit etwas dagegen hatte und sogar Kriege mit Leon um die Vormachtstellung fuehrte, einigte man sich Mitte des 19. Jahrhunderts darauf, dass das kleine Doerfchen Managua die neue Hauptstadt wird. Ein Kompromiss fuer die verfeindeten Staedte.
Gestern erkundete ich auf einer gefuehrten Tour die geschichtlichen und revolutionaere Bedeutung der Stadt. An dieser Stelle sollte ich mal ein paar Worte ueber die Geschichte Nicaraguas loswerden. Ich verspreche, es wird nicht langweilig:
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die USA aktiv ihre Finger im politischen Spiel Nicaraguas. Sie schickten sogar Marines um den ihnen wohlgesinnten Praesidenten entweder an der Macht zu halten oder ihm dazu zu verhelfen. Nicaragua war bis in die 30er Jahre nichts als eine amerikanische Bananenrepublik. In dieser Zeit kaempfte ein gewisser Augusto Cesar Sandino gegen die amerikanische Okkupation und fuer ein freies Nicaragua.



Nachdem die Marines 1933 das Land verlassen hatten, erklaerte er sich zu Friedensgespraechen mit den anderem Parteien bereit. Nach einem dieser Treffen wurde er ermordet. Der Befehl kam von General Anastazio Somoza, dem Chef der Nationalgarde, sprich der Armee. Nach einem quasi Staatsstreich uebernahm Somoza ab 1936 die Macht und seine Familie sollte sie bis 1979 auch nicht wieder hergeben. Seine beiden Soehne folgten ihm im Amt und die Somoza-Diktatur wurde zur laengsten Familiendiktatur in Lateinamerika.



In dieser Zeit ging es Nicaragua zwar wirtschaftlich relativ gut, aber Korruption und Menschenrechtsverstoesse gehoerten zur Tagesordnung. Hier in Leon besuchten wir auf unserer Tour eine alte Festung, die unter Somoza als Gefaengnis fuer politische Gegner diente. Unser Guide erzaehlte uns von der Willkuer der Verhaftungen und der Willkuer der Wachen. Die Wachen machten es sich zum Spiel die Gefangenen auf brutalste Art zu foltern oder zu toeten. Die Machete war nur eines der Todeswerkzeuge. Ein anderes war ein Knopf mit einer Schnur dran. Diesen mussten die Gefangenen schlucken bis der Knopf wirklich im Bauch war. Die Wachen hatten das andere Ende der Schnur noch in der Hand und zogen es mit aller Gewalt heraus. Den Rest kann man sich ja denken. Die Brutalitaet der somozistischen Nationalgarde war beruechtigt.



Der Widerstand gegen die Diktatur bildete sich zwar schon in den 30 er und 40er Jahren aber so richtig aktiv wurde er erst in den 60er Jahren. In diese Zeit geht auch die Gruendung der Frente Sandinista de Liberacion Nacional (FSLN) zurueck. Sie hoben Sandino als ihr Idol heraus. Auch in der Bevoelkerung machte sich so langsam aber sicher Widerstand bemerkbar. Vor allem nachdem die Nationalgarde bei Demonstrationen immer wieder unschuldige Zivilisten toetete. Nach dem Erdbeben in Managua 1972 wurde allen klar, wie korrupt und willkuerlich das Somoza-Regime wirklich war. Denn den Grossteil der internationalen Hilfsgelder steckte die Somoza-Familie in die eigene Tasche. Tausende Menschen starben erst nach dem Erdbeben da es quasi keine Versorgung gab.
Es dauerte aber noch ein paar Jahre bis das ganze Land rebellierte. Der Ausloeser war 1978 die Ermordung des beliebten Zeitungsherausgebers und einer der wenigen kritischen Stimmen, Pedro Joaquin Chamorro. Sein Tod loeste Massendemonstrationen aus. Die Sandinisten nahmen die Gelegenheit wahr und starteten ihre Angriffe. Es dauerte aber noch bis Juli 1979 bis die Diktatur in ihre Einzelteile zusammenbrach. Die Revolution hatte gesiegt.





Die 80er Jahre sollten aber keine ruhige Dekade fuer Nicaragua werden. Daran sind vor allem die USA Schuld. Der grosse Adler im Norden konnte es natuerlich nicht zulassen, dass in seinem Vorgarten eine linke Regierung an die Macht kam. Der Kalte Krieg war ja immernoch im vollem Gange. Wenn auch die Sandinisten nie wirklich Kommunisten waren. Es war aber nicht gerade hilfreich, dass sie die wichtigen Firmen verstaatlichten. Der Hardliner Reagan sah sich gezwungen zu reagieren, also fing er seinen eigenen kleinen Krieg an. Mit der Hilfe von ehemaligen Nationalgardisten, Soeldnern, der CIA und auch regulaeren amerikanischen Truppen wurde bis Mitte der 80er Jahre ein blutiger Krieg gefuehrt. Mit der Zeit wurde der Protest sowohl international als auch national in Amerika immer lauter und Reagan musste sich offiziell zurueckziehen. Inoffiziell ging der Kampf aber weiter. Die CIA war ein Hauptbestandteil davon und auch die illegalen Waffengeschaefte mit dem Iran finanzierten die Contras in Nicaragua. Stichwort Iran-Contra-Affaere.
Man muss sich nur mal die Perversitaet dieser Verflechtungen vor Augen halten: Die USA unterstuetzten Saddam Hussein und den Irak im Krieg gegen den Iran und gleichzeitig verkauften sie den Ayatollahs in Teheran amerikanische Waffen, um ihren kleinen geheimen Krieg in Nicaragua zu finanzieren. Andere Gelder kamen zudem aus Geschaeften mit den kolumbianischen Drogenkartellen. Dieser geheime Krieg kostete ueber 30 000 Menschen das Leben und warf Nicaragua um Jahrzehnte zurueck. Das einst reiche Nicaragua war zum Armenhaus Lateinamerikas geworden.
Der Krieg endete 1989 mit einem Waffenstillstand und nachdem die Sandinisten die Wahlen 1990 verloren, raeumten sie das Feld. Aber nicht ohne sich nochmal fleissig an Staatsgeldern zu bedienen. Wie dem auch sei, bis 2006 wechselte sich eine liberal-konservative Regierung nacheinander ab und machte das Land offen fuer saemtliche neo-liberale Experimente. Quasi alles wurde privatisiert. Geholfen hat es nicht. Es ging nur noch weitet bergab.
Seit Januar 2007 ist wieder Daniel Ortega Praesident. Er war dies schon in den 80er Jahren. Jedoch sind die Sandinisten nur noch ein Schatten ihrer selbst. Zerstritten und von Korruption durchzogen koennen sie sich nur Erfolge im Gesundheitsbereich und im Bildungssystem auf die eigene Kappe schreiben. Vielmehr versucht Ortega weiter an der Macht zu bleiben (obwohl die Verfassung das verbietet) und einen quasi Sandinisten-Staat zu errichten. Ein Beispiel: Manche der sozialen Hilfen kann man nur erhalten, wenn man Mitglied in der Partei ist. Ausserdem benutzt er staatliches Geld fuer Parteizwecke. Er trennt Partei und Regierung nicht. Zudem durchzieht Korruption das ganze System. Und genau wie Chavez und andere lateinamerikanische Praesidenten (Uribe (Kolumbien), Correa (Ecuador)) versucht er die Verfassung zu aendern, damit er sich wieder fue reine Wiederwajl stellen kann. Die Wahlen sind zwar erst 2011, aber ueberall im Land und ich meine ueberall sieht man FSLN-Schriftzuege oder “Daniel 2011”. Das ganze Land ist in schwarz-rot getuencht. Da wird sich wohl so mancher Auslaender fragen: “Daniel, wer ist eigentlich Daniel?”



So das war jetzt mal ein kleiner Crash-Kurs in nicaraguanischer Geschichte. Langweilig ist sie auf jeden Fall nicht. Und Leon, wo ich gerade bin, ist quasi eines der geschichtlichen Zentren des Landes.